Idealism and Realism: A Letter from Karl Barth to Hendrik Willem van der Vaart Smit

The following is a letter from the famous Swiss theologian Karl Barth (1886–1968) to Hendrik Willem van der Vaart Smit (1888–1986), a—somwehat controversial—student of the Dutch theologian Herman Bavinck (1854–1921). The letter is kept in the H. W. van der Vaart Smit Archives, Historical Documentation Center for Dutch Protestantism (1800 to the present day), University Library, VU University Amsterdam, collection 464.

In this letter, Barth refers to Van der Vaart Smit’s Dutch publication De school van Karl Barth en de Marburgsche philosophie: Bijdrage tot de Karl Barth-literatuur (Zeist: Ruys, 1929) and its German translation “Die Schule Karl Barths und die Marburger Philosophie,” Kant-Studien 34 (1929): 333–50.

29. September 1929

          Sehr geehrter Herr Pastor!

Ihr Aufsatz über meinen “Kantianismus” hat mich auch in seiner deutschen Fassung sehr interessiert. Ich bin des Holländischen nicht mächtig genug um ganz sicher zu sein, aber wenn ich nicht irre, sind Sie bes. in der Kritik meiner Stellung noch etwas vorsichter geworden, als er mir in der holländischen Fassung der Fall zu sein schien. Sehr wundere ich mich noch immer über die drei Punkte, die Sie S.64 als “romanisierende” Abweichungen vom Calvinismus notieren: Deipara, Taufe, Kanon. Was mögen Sie da an meinen Sätzen als uncalvinisch empfunden haben? Zur Sache selber kann ich ja nur sagen, dass ich es für eine allerdings verständliche optische Täuschung halte, wenn man mich so im Schatten des Kritizismus sieht, wie Sie das tun. Sie ist darum verständlich, weil ich dort in der Tat meine philosophische Heimat habe und gegenüber dem à la mode- Realismus der Gegenwart in der Tat eine gewisse Neigung habe, mich dieser Heimat mindestens nicht zu schämen. Und sie ist darum verständlich, weil Sie selbst sich als “Realisten” meinen bekennen zu müssen und darum genötigt sind, mich unter diesem Gesichtswinkel zu betrachten. Sie ist aber darum doch eine Täuschung, weil nach meiner Ansicht die Theologie immer auf beiden Spuren, der idealistischen und der realistischen vorgehen muss, gerade darum dass sie letztlich und eigentlich ihren eigenen Weg hat, für den es freilich keine philosophische Entsprechung giebt. Schade, dass Sie sich offenbar mit meinem Beitrag in Heft 4 von Zwischen den Zeiten “Schicksal und Idee in der Theologie”, in dem es gerade um diese Sache geht, nicht mehr auseinandersetzen konnten. Ich frage mich doch, ob nicht Vieles, was Sie in Ihrem Aufsatz sagen, dadurch im Voraus überholt ist. Seinen Wert zur Beleuchtung einer Seite des Sachverhaltes wird er freilich auch so behalten.

Mit bestem Dank grüsst Sie freundlichst

                                            Ihr

                                                 Karl Barth

Van der Vaart Smit was clearly not convinced by Barth’s argument that one needs both idealism/criticism and realism, in order to go in the end beyond both of them. A few years later, he will praise the synod of Assen (the synod held by the Reformed Churches in the Netherlands in the city of Assen in 1926, which affirmed that the serpent in Genesis 3 spoke with a physically audible voice) for, without using the terms, very firmly rejecting criticism and very firmly choosing for realism. Moreover, he sees this choice for realism, this choice for Augustine over Kant, as a firm conviction that unifies all of Herman Bavinck’s life and works. See H. W. van der Vaart Smit, Bavinck’s Schriftbeschouwing in verband met de eerste hoofdstukken van Genesis (Wageningen: Veenman & Zonen, 1933), 18 (reprint of an article in Onder Eigen Vaandel, January 1933). (To be clear, these assertions were contested by others: in a review in Woord en Geest, his opponent J. G. Geelkerken not only disagrees with Van der Vaart Smit’s interpretation of Bavinck at several points, but also calls his assertion that Assen rejected Kant’s criticism “philosophical constructions and phantasies” and a “private fancy” [persoonlijke liefhebberij].)

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